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ACTIU Berbegal y Formas, S.A.
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10 Erkenntnisse aus der Neuroarchitektur

10 Erkenntnisse aus der Neuroarchitektur

FEBRUAR 2024
·
7 Minuten

Räume rufen Emotionen hervor und beeinflussen die Stimmung und sogar die Gesundheit der Menschen. Und das auf eine greifbare und wissenschaftlich messbare Art und Weise. Genau damit beschäftigt sich die Neuroarchitektur, eine wissenschaftliche Disziplin, die kürzlich ihren ersten Kongress in Spanien abgehalten hat. Am Sitz der Universitat Politècnica de València (UPV) tauschten sich Experten und Akademiker über ihre Studien, Projekte und wissenschaftlichen Entdeckungen im Rahmen des seit über 10 Jahren aktiven Instituts für Neuroarchitektur der UPV entstanden sind.

Hier fassen wir die zehn interessantesten Aspekte der Neuroarchitektur aus dem 1. Kongress für Neuroarchitektur (finanziert vom regionalen Ministerium für Bildung) zusammen, an dem Actiu als treibende Kraft teilnahm und eine QYOS-Akustikkabine als Ruheoase stellte.

Neuroarchitektur

Erkenntnis 1: Räume beeinflussen Emotionen (wissenschaftlich bestätigt!)

Bei der Neuroarchitektur wird untersucht, welche Auswirkungen Architektur auf den Menschen und seine Emotionen hat und laut Íñigo Ortiz von Ortiz León Arquitectos bietet sie ein wissenschaftliches Fundament für die Arbeit, die viele Architekten seit Jahren leisten, bislang auf der Basis ihres gesunden Menschenverstands und ihrer Naturverbundenheit.

Im Labor für Neuroarchitektur der UPV werden sowohl qualitative – Fragebögen und Umfragen – als auch quantitative Methoden eingesetzt. Zum Beispiel werden die neurophysiologischen Reaktionen von Menschen gemessen, von Augenbewegungen bis zu Gesichtsausdrücken, Gehirnaktivität und elektrodermaler Aktivität (Schweiß), neben anderen körperlichen Reaktionen.

Wissenschaft der Neuroarchitektur von Räumen

Erkenntnis 2: Natur ist Gesundheit (One-Health-Ansatz)

Der ganzheitliche Ansatz basiert auf dem Verständnis, dass die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt eng miteinander zusammenhängt. Eine Philosophie, die die Natur als Grundlage für Gesundheit auf allen Ebenen ausmacht. Daher müssen sich Architekturschaffende ihrer Umgebung bewusst sein und sie natürlich in ihre Projekte integrieren, so Elisabet Silvestre, Biologin.

von neuroarchitecture entworfene Büros

Erkenntnis 3: Gleichberechtigter Zugang zum Wohlbefinden

Die WELL-Zertifizierung misst das Wohlbefinden im Inneren von Gebäuden. Nach der Arbeit an der Standardisierung messbarer Parameter – Beleuchtung, Temperatur, Wasser, akustischer Komfort, Gehirnfunktion, Gemeinschaft, Bewegung, Lebensmittel, Materialien – widmet sich das International WELL Building Institute (IWBI) mit seinem Equity Rating nun der Inklusion gelegt.

Die Leiterin der Abteilung Global Market Development ESG, Giovanna Jogger, betont, dass Vielfalt, Gleichberechtigung und Eingliederung strategisch wichtig seien, und verwies auf Studien, die zeigen, dass sich das Engagement von Unternehmen für Vielfalt in höheren Einnahmen aufgrund von mehr Innovationen (Boston Consulting Group), Produktivität (Academy of Management Journal) und Rentabilität (McKinsey) niederschlägt. Und es hilft den Teammitgliedern, sich „willkommen, gesehen und gehört“ zu fühlen.

Büro mit natürlichem Licht

Erkenntnis 4: Räume werden mit den Sinnen erlebt

Laut Studien des Labors für Neuroarchitektur der UPV beeinflussen verschiedene Aspekte der Raumgestaltung unser Stressniveau positiv. Natürliche Beleuchtung, der Anblick von Natur, Musiktherapie, die Beseitigung von Lärm und die Lavendel- oder Rosmarin-Aromen erhöhen die Konzentration, stärken das Gedächtnis und fördern die Funktion von Gehirn und Emotionen.

Farben, Texturen und Materialien beeinflussen die Stimmung und füllen Räume mit natürlichen Elementen, Wohlbefinden und Kreativität.

Farben und Texturen

Erkenntnis 5: Grün und blau gefärbte Räume verbessern die Stimmung

Wir verstehen Gesundheit als umfassendes körperliches, geistiges und soziales Wohlbefinden, nicht als Abwesenheit von Krankheit und Gebrechen. Tatsächlich sind 23 % der Todesfälle weltweit auf Umweltfaktoren zurückzuführen.

Positiv betrachtet bedeutet dies, dass 12,3 Millionen Todesfälle pro Jahr vermeidbar sind, so Cristina Vert von der Abteilung für Umwelt, Klimawandel und Gesundheit der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Frühere Studien am Barcelona Institute for Global Health (ISGlobal) bestätigten, wie sehr Mehnschen davon profitieren, wenn sie regelmäßig sogenannte grüne (Natur) und blaue (Wasser) Räume sehen, fühlen und hören.

So führen Parks und Wälder zu weniger Stress, höherer Lebenserwartung, besserer körperlicher und geistiger Gesundheit, besserer kognitiver Entwicklung und höherer Schlafqualität. Die weniger erforschten blauen Räume (Flüsse, Meere, Teiche) sorgen hingegen für mehr körperliche Aktivität, eine bessere psychische Gesundheit, weniger Stress und ein höheres Wohlbefinden (nach Selbsteinschätzung).

Büros, die sich um die Mitarbeiter kümmern

Erkenntnis 6: Menschlichere Gebäude und Städte

Almudena Bustos, Projektleiterin für Dekarbonisierung bei Sanitas, wies auf die Notwendigkeit hin, Gebäude und Städte natürlicher und menschlicher zu gestalten, insbesondere Umgebungen, die mit der Gesundheit und Pflege von Menschen, vor allem älteren Menschen, verbunden sind. Für Menschen mit veränderten Sinneswahrnehmungen sollten sich Räume an der Natur orientieren und so das emotionale Wohlbefinden verbessern.

Soledat Berbegal, Markenberaterin bei Actiu, stimmte zu, dass die Humanisierung von Räumen, egal ob es sich um Gesundheits-, Bildungs- oder Unternehmensräume handelt, Nähe vermitteln muss. Durch die strategische Verwendung von Texturen, Materialien, Möbeln und Beleuchtung werden Räume geschaffen, in denen sich Menschen gerne aufhalten und die sowohl ihrer Gesundheit als auch der unseres Planeten zugutekommen. Dazu ist es unerlässlich, Bewegung und einen gesunden Lebensstil der Menschen zu fördern. Dies wird durch die Architektur, das Raumdesign sowie durch bewegliche, flexible, ergonomische und konfigurierbare Möbel erreicht.

Raumgestaltung im Krankenhaus

Erkenntnis 7: Licht tut Pflegenden und Patienten gut

In diesem Sinne untersucht die Universität Sevilla in mehreren Studien den Einfluss der Beleuchtung auf den Gesundheitszustand von Pflegepersonal und Patienten. Ignacio Acosta und Samuel Domínguez Ignacio Acosta und Samuel Domínguez von der Universität Sevilla stellten einige ihrer Projekte vor.

In der Kinderintensivstation des Krankenhauses Virgen del Rocío in Sevilla haben die beiden mit Dynalight ein biodynamisches System geschaffen, das dem natürlichen Licht nachempfunden ist und die körpereigene Regulierung von Cortisol und Melatonin beim medizinischen Personal und den Patienten fördert. Chronolight beinhaltet darüber hinaus Ultraviolett-Beleuchtung zur Beseitigung von Krankheitserregern. Das Beleuchtungssystem wurde in drei pädiatrischen Bereichen desselben Krankenhauses eingesetzt und beseitigt bestimmte Krankheitserreger, die eine Ursache dafür sein können, dass sich Krankenhausaufenthalte länger hinziehen als nötig.

Gestaltung des Klassenzimmers

Lektion 8: Das Klassenzimmer beeinflusst das Lernen (und die Noten)

Carmen Llinares vom Labor für Neuroarchitektur der UPV erklärte, dass sie dank Virtual-Reality-Technologien und realer Feldstudien die Auswirkungen der Raumgestaltung von Unterrichtsräumen auf die Wahrnehmung und das Lernverhalten der Schüler zu messen.

Was sie herausgefunden hat: Kleinere Dimensionen sorgen für mehr Aufmerksamkeit und eine bessere Gedächtnisleistung, kühle Farbtöne erhöhen die Leistungsfähigkeit. Was das Licht betrifft: je mehr Licht, desto aufmerksamer die Lernenden, und je weniger Licht, desto besser das Erinnerungsvermögen. Darüber hinaus verbessert die Verwendung von Pflanzen und Grüntönen die Konzentration, das Verständnis und die Schulnoten, sowie die Wertschätzung der Schüler für die Arbeit ihrer Lehrkräfte.

wie Farbe das Büro beeinflusst

Erkenntnis 9: Farben, die das Denken fördern

Wussten Sie schon, dass das Gehirn in Räumen mit Farben besser arbeitet? Das besagen die Ergebnisse des Labors für Neuroarchitektur der UPV. Vor allem kühle Farbtöne sorgen aus neurophysiologischer Sicht für eine bessere Leistungsfähigkeit und eine stärkere Aktivierung des Menschen. Je wärmer die Farben, desto besser funktionieren hingegen Gedächtnisleistung und Aufmerksamkeit.

Erkenntnis 10: Bedürfnisse verändern sich, Räume sollten ebenfalls

Bei der Neuroarchitektur dreht sich alles zum einen um die Menschen, die sich in den Räumen aufhalten, d. h. um ihre Eigenschaften – Geschlecht, Alter, Herkunft usw. – und zum anderen um die Ziele und Nutzung des Raums. Laut Juan Luis Higuera-Trujillo von der UPV ändert sich diese Nutzer-Persona jedoch im Laufe der Zeit, sodass es aus akademischer Sicht notwendig ist, sie ständig neu zu definieren. Daher sind Richtlinien für die Raumgestaltung niemals allgemeingültiger Natur, da sie von den Nutzern der Räume abhängen, aber es lassen sich gemeinsame Muster finden, die die Interaktion zwischen Mensch und Raum fördern und für ein höheres körperliches und emotionales Wohlbefinden sorgen. Und dessen müssen sich Architekten und Designer bewusst sein.

Architektur und Design

All diese Überlegungen und viele mehr werden in Kürze in einer von Actiu geförderten Podcast-Reihe zu hören sein, die während des 1. Neuroarchitektur-Kongresses in einer Qyos-Akustikkabine am Sitz der UPV in Form von Interviews aufgezeichnet wurden. Eine akustisch isolierte Umgebung, die das Gespräch begünstigte und es uns ermöglichte, wesentliche Fragen im Zusammenhang mit der Architektur und ihrer Verbindung zu Gesundheit, Wohlbefinden und Umwelt ausführlich zu erörtern.

Neuroarchitektur-Kongress

Labor für Neuroarchitektur der UPV